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Außen / Innen 

„overdose“ dreht sich um das Themenfeld „Essen“ in unserer Wegwerfgesellschaft. Die Konservendose bietet hier den perfekten Ansatz. Sie ist als Container für wertvolles Essen weltweit und in allen Bevölkerungsschichten bekannt und endet meist zerbeult, verrostet und verformt auf den Müllplätzen. Wer an Recycling glaubt, findet sie idealerweise in einem anderen Leben wieder. (Aber war ich wirklich eine Dose?) Die Dose bietet auf ihrer Außenfläche Platz für farbenfrohe Versprechen auf den Inhalt. Ist sie des Etiketts beraubt, kann man indes über den wahren Inhalt nur mutmaßen. Der ambivalente Charakter des Objekts macht die Dose zu einem geeigneten Protagonisten für eine Kunstaktion. Die Etiketten bekommen über die werbliche Inhaltsangabe hinaus neue, teilweise kritische Aussagen. Aus der fernöstlichen Dosensuppe „Lie“ (Nudel) wird „Lie“ (Lüge; oder Wahrheit?) und damit wird die Frage nach dem wahren Inhalt gestellt – und es ist nicht die visuelle Übereinstimmung von Etikettenwerbegrafik und Inhalt gemeint. Fernöstliche Machthaber kommen auf dem Etikett zu Wort bzw. zensorisch geschwärzt nicht zu Wort. Betende Hände beschwören den Inhalt, der hoffentlich vor der lebensmittelindustrieellen Verarbeitung einen natürlichen Ursprung hatte. Tentakeln exotischer Früchte suggerieren erotisierende Ingredienzien. Queen Mom schwört für ihre Best Ager-Generation auf millionenschwere Baked Beans und gestylte Vierbeiner stehen auf Biofutter. Die Hommage an Andy Warhol, der mit seiner Campbellsdose ein Massenprodukt zum Kult machte, darf in der „overdose“-Serie nicht fehlen.